Ich bin Fabienne Müller und habe im Inselspital in Bern die Ausbildung als Fachfrau Gesundheit abgeschlossen. Durch Richi Balmer bekam ich die Möglichkeit in einem Spital in Afrika meinen Erfahrungshorizont zu erweitern.

Als ich die Krankenstation in Mivumoni sah, war ich begeistert. Das Gebäude war neu, hell und sauber. Das Personal begrüsst mich freundlichen. Zuerst wurde mir alles erklärt und die einzelnen Behandlungsräume (Ultraschallraum, Diagnosezimmer, Physiotherapieraum, Personalraum und Medikamentenausgabe) gezeigt.

In der Regenzeit im Mai sind oft die Schotterstrassen nicht befahrbar. Dadurch hatten wir beinahe keine Patienten, da diese oft mit dem Motorrad-Taxi zur Krankenstation gefahren werden. Ich hatte jedoch die Gelegenheit bei einer Geburt dabei sein zu können. Die Mutter kannte den Ablauf schon gut, da es ihr viertes Kind war. Die Familie wartete draussen auf der Bank geduldig auf das neue Familienmitglied. Die Familie hat den wichtigen Auftrag Tee und Betttücher für die Geburt mitzubringen. Die Tücher werden auf dem Schragen ausgebreitet und nach der Geburt nimmt die Familie sie wieder zurück nach Hause, um sie zu waschen. Die Geburt verlief ohne Schmerzmittel und ohne viele Worte. Das Kind wurde in Tücher gewickelt und lag ruhig auf dem Tisch, bis die Mutter versorgt war. Nach etwa zwei Stunden fuhr die Mutter mit dem Motorrad zurück nach Hause.

Ebenfalls durfte ich Blutentnahmen und Wundversorgungen machen. Hier fiel mir insbesondere der Hygienestandart auf. Als ich um Handschuhe bat, wurde mir gesagt, dass es nicht nötig sei. Am Morgen haben wir jedoch den Boden mit Handschuhen gewischt. Händedesinfektion haben sie in keinem Raum und spezielles Verbandsmaterial gibt es, aber es fehlt das wissen, wie diese richtig zu gebrauchen sind.

die Krankenstation in Mivumoni
das Team der Krankenstation und ich

An einem ruhigen Tag habe ich zusammen mit den Schwestern die gespendeten Sachen durchsucht und ihnen einige Geräte erklärt. So haben wir beispielsweise ein neues Gerät zum Messen des Blutzuckerspiegels in Betrieb genommen. Einige gespendete Geräte, wie Beatmungsbrillen oder Kathetersäcke, sind nicht «brauchbar», da ihnen wichtige Zusatzteile fehlen.

Es besteht kein Zweifel, dass die Schwestern und das geschulte Personal das Bestmögliche für die Patienten unternehmen. Leider fehlt es ihnen oft an den nötigen Materialen, Medikamenten und an der nötigen Ausbildung, diese richtig anzuwenden.

Teils war es für mich schwer zu akzeptieren, dass ich nicht bei allem helfen konnte. Beispielsweise leidet eine Patientin seit drei Jahren an Komplikationen aufgrund eines Kaiserschnittes. Sie sah in mir eine Chance, ihr Leiden zu lindern. Gerne hätte ich ihr geholfen, jedoch wurde mir klar, dass dies nicht meine Kompetenzen sind und ich ihr daher nicht helfen kann. In der Schweiz würde man den Oberarzt oder den Spezialisten fragen. Hier war ein 23-jähriger Arzt, die Person mit am meisten Erfahrung.

In diesem Spital ist Potenzial und viele Anwohner setzten ihre ganze Hoffnung darauf. Es braucht jedoch Zeit, mehr Material und Geld für eine fachmännische Behandlung. Vieles ist für uns selbstverständlich, wie zum Beispiel das Lagern von Medikamenten bei Raumtemperatur. Hier ist dies nur bedingt möglich, indem Ventilatoren vor den Regalen mit den Medikamenten gestellt werden. Mir werden all diese Eindrücke noch lange in Erinnerung bleiben und ich bin beeindruckt vom täglichen Engagement der Schwestern und dem Personal im Spital. Sie geben täglich ihr Bestes für das Wohl der Leute!